Was ist emotionale Intelligenz? Und warum stärkt sie den Selbstwert?
Emotionale Intelligenz ist kein Trendwort, sie ist ein zentraler Bestandteil emotionaler Reife und das Fundament für psychische Stabilität und einen gesunden Selbstwert. Sie umfasst:
- Die Fähigkeit, eigene Gefühle zu erkennen und zu benennen
- Empathie: das Einfühlen in die Gefühle anderer
- Die Fähigkeit zur Selbstregulation – und bei Kindern: zur Co-Regulation mit Bezugspersonen
Kinder, die lernen: “Meine Gefühle sind okay” entwickeln ein tiefes Vertrauen in sich selbst. Sie spüren “Ich bin liebenswert, auch mit Wut oder Traurigkeit”. Das stärkt ihr Selbstwertgefühl langfristig.
Verbindung zum inneren Kind: Erwachsene, die sich schwer tun mit Gefühlen, haben in ihrer Kindheit gelernt, dass bestimmte Gefühle, wie Trauer, Angst oder Wut nicht erwünscht sind. Wenn wir Kindern heute emotionale Begleitung schnken, heilen wir auch unser eigenes inneres Kind.
Wie emotionale Intelligenz bei Kindern entsteht und wie wir sie fördern
Emotionale Kompetenz ist nicht angeboren, sie wird durch Beziehung gelernt. Kinder brauchen Bezugspersonen, die fühlen, benennen und begleiten können.
Gefühle benennen: Sprache für das Unsichtbare
Kinder brauchen Worte für das, was sie fühlen. Beispiel:
„Du bist gerade richtig wütend, oder? Das fühlt sich heiß und stark an, stimmt’s?“
Nur was benannt wird, kann verstanden und reguliert werden.
Praxisimpuls: Gefühlskarten
- Visualisieren verschiedene Emotionen (z. B. Wut, Traurigkeit, Freude, Angst).
- Helfen Kindern, Gefühle zuzuordnen und zu benennen.
- Ideal im Morgenkreis, in Übergangsphasen oder bei Konflikten.
Empathie fördern: “Was brauchst du gerade?”
Empathie entwickelt sich durch gelebte Empathie. Wenn ein Kind gefragt wird:
“Was brauchst du gerade?” – entsteht Verbindung statt Bewertung.
Methodischer Impuls: Gefühls-Check-ins
- Regelmäßige kurze Runden, in denen Kinder ihren emotionalen Zustand mitteilen (z.B. beim Frühstück oder Tagesstart in der Kita).
- Kinder benennen ihren inneren Zustand
- Fördert Selbstwahrnehmung und emotionale Ausdrucksfähigkeit
Co-Regulation: Der emotionale Anker
Kleine Kinder können starke Emotionen nicht allein regulieren. Sie brauchen Bezugspersonen, die ihre Nervensysteme “mitregulieren” und deren ruhige Präsenz ihnen zeigt:
“Deine Gefühle sind okay. Ich bin bei dir”.
Wenn du ruhig bleibst, hilfst du dem Kind, sich selbst zu regulieren. Das ist emotionales Lernen durch Beziehung.
Emotionen begleiten statt beseitigen: So geben wir Kindern echte emotionale Sicherheit
Viele Erwachsene möchten unangenehme Gefühle vermeiden, weil sie es selbst nie anders gelernt haben.
Doch emotionale Intelligenz bedeutet:
- Gefühle dürfen da sein.
- Gefühle sagen etwas Wichtiges aus.
- Gefühle verändern sich, wenn sie gefühlt werden dürfen.
Neue Sprachmuster für emotionale Begleitung
- Statt “Ist doch nicht so schlimm”
- Lieber: “Du bist traurig. Magst du mir erzählen, was passiert ist?“
- Statt “Jetzt reiß dich mal zusammen“
- Lieber: “Du bist ganz aufgewühlt. Ich bin bei dir.”
- Statt “Das ist kein Grund, so zu schreien”
- Lieber: „Ich sehe, dass du richtig wütend bist. Das darfst du sein.”
Diese Sätze öffnen einen Raum, in dem Kinder sich angenommen fühlen, gerade wenn sie überfordert sind. Sie spüren: “Ich bin nicht falsch. Ich darf fühlen. Und ich werde gehalten”. Das ist emotionale Intelligenz in Aktion und so entsteht emotionale Sicherheit, die Basis für Selbstwert und emotionale Resilienz.
Was Kinder daraus lernen:
- Gefühle sind nicht gefährlich.
- Ich darf fühlen und gleichzeitig in Beziehung bleiben.
- Ich werde geliebt, auch mit Wut oder Tränen.
Heilsamer Nebeneffekt: Erwachsene entwickeln im Umgang mit Kindergefühlen oft neues Mitgefühl für ihr eigenes Kindsein – und heilen dadurch eigene emotionale Wunden.
Konkrete Alltagstipps: So bringst du emotionale Intelligenz in dein Zuhause oder deine Einrichtung
Es braucht keine Programme, um emotionale Intelligenz zu fördern. Es braucht vor allem: Präsenz, Sprache und die Bereitschaft, Gefühle willkommen zu heißen.
Vier alltagstaugliche Übungen:
- Gefühlsbarometer an der Tür
- Kinder markieren mit Magneten oder Klammern, wie sie sich heute fühlen.
- Hilft beim Start in den Tag und lädt zur Reflexion ein.
- Die Frage Tages: “Was brauchst du gerade?”
- Jeden Tag in einem anderen Moment bewusst fragen.
- Fördert die Selbstwahrnehmung und Bedürfnisorientierung.
- Das Wut-Kissen
- Ein Ort, an dem Kinder ihre Wut körperlich rauslassen dürfen, ohne Scham, ohne Strafe.
- Macht Emotionen körperlich begreifbar.
- Abendliche Gefühlsrituale
- “Was war heute schön?”, “Was war schwer?” – zwei einfache Fragen für den Tagesabschluss, die Nähe und Reflexion fördern.
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Fazit: Kleine Fragen mit großer Wirkung
Wenn wir Kindern dabei helfen, ihre Gefühle zu verstehen, vermitteln wir ihnen nicht nur emotionale Intelligenz, sondern schenken ihnen auch ein tiefes Gefühl von Sicherheit und Selbstannahme. Wir vermitteln: “Du darfst fühlen. Du wirst verstanden. Du bist hier willkommen, auch wenn du dich traurig, wütend oder ängstlich fühlst”. Und nicht nur das: Durch die emotionale Begleitung von Kindern findet oft auch die Begegnung mit unserem eigenen inneren Kind statt. Eventuell verspürst du beim Lesen selbst, wie vertraut dir manche alten Sätze erscheinen – Sätze, die du in deiner Kindheit vernommen hast. Sätze, die dich geprägt haben. In diesen Momenten liegt eine große Chance: Du kannst heute anders reagieren. Für dein Kind. Für die Kinder, mit denen du arbeitest. Und für dich selbst.
Denn emotionale Intelligenz entwickelt sich nicht von allein. Ihr Wachstum findet in Beziehungen statt. In echten Begegnungen. In kleinen Momenten des Innehaltens, in denen du fragst: “Was brauchst du gerade?”, kannst du dich selbst besser kennenlernen.
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