Beziehungen

Toxisch heißt nicht immer böse – Wie du ungesunde Dynamiken in Beziehungen erkennst

Toxisch – das klingt erst mal nach klarer Sache. Nach Drama, Manipulation und respektlosem Verhalten. Doch ganz so einfach ist es nicht. Denn nicht jede toxische Beziehung ist laut und zerstörerisch. Manchmal ist es das diffuse Unwohlsein, das mulmige Bauchgefühl oder ein leichter Zweifel, der immer dann auftaucht, wenn es eigentlich schön sein sollte. 

Gerade diese Ambivalenz macht toxische Beziehungsmuster oft so schwer erkennbar. In diesem Beitrag erfährst du: 

  • Warum Ambivalenz in Beziehungen normal – aber manchmal auch ein Warnsignal ist
  • Wie du erkennst, ob du emotionale Grenzüberschreitungen normalisiert
  • Welche psychologischen Mechanismen dein Bauchgefühl beeinflussen – und wie du lernst, ihm wieder zu vertrauen
  • Und: Welche Tools dir helfen, ungesunde Beziehungsmuster zu erkennen und zu durchbrechen

 

Inhaltsverzeichnis

Ambivalenz in Beziehungen: Zwischen Liebe und Zweifel

Ambivalenz bedeutet: zwei widersprüchliche Gefühle gleichzeitig zu empfinden. Liebe und Angst. Sehnsucht und Abwehr. Nähe und Flucht. Das ist ganz normal – solange du dich in der Beziehung trotzdem sicher fühlst. 

In toxischen Beziehungen verwandelt sich Ambivalenz allerdings in emotionale Verwirrung. Du fühlst dich hin- und hergerissen, ohne klar benennen zu können, warum. Das kann daran liegen, dass alte Bindungsmuster aktiviert werden – vor allem dann, wenn Nähe in deiner Kindheit nicht gleichbedeutend mit Sicherheit war. 

Wichtig: Ambivalenz kann ein Hinweis auf ungelöste innere Konflikte sein – sie ist nicht per se toxisch, aber sie verdient deine Aufmerksamkeit. 

Reflektionsfrage: Wann erlebst du in Beziehungen das stärkste Wechselbad der Gefühle – und wie reagierst du dann? 

Ein Beispiel aus dem Alltag: Du streitest dich mit deiner Partnerin. Danach folgt ein versöhnlicher Abend, vielleicht mit Lachen, vielleicht mit Sex. Und doch bleibt dieses unterschwellige Gefühl von Verwirrung. Was gerade noch schmerzhaft war, soll jetzt wieder Liebe sein? Wenn solche emotionalen Extreme häufig werden, kann es ein Hinweis darauf sein, dass emotionale Klarheit fehlt. 

 

Was hilft bei Ambivalenz?

  • Radikale Ehrlichkeit mit dir selbst: Was fühle ich wirklich, wenn ich ganz bei mir bin?
  • Selbstmitgefühl: Auch widersprüchliche Gefühle dürfen da sein. 
  • Gespräche auf Augenhöhe: Sprich mit deinem:r Partner.in über das, was dich verunsichert – nicht vorwurfsvoll, sondern ehrlich. 

Wie man eine gleichberechtigte Beziehung führt, in der sich beide Partner gesehen fühlen, lernst du in Stefanie Stahls Online-Kurs “Beziehungen auf Augenhöhe”: Hier klicken und mehr über den Kurs erfahren. 

 

Normalisierung von Grenzüberschreitungen: Wenn du mehr schluckst, als dir guttut

“So ist er halt”. – “Sie meint es doch nicht so”. – “Ich bin vielleicht einfach zu sensibel”. 

Kommt dir das bekannt vor? Viele Menschen beginnen irgendwann, ungesunde Dynamiken zu entschuldigen oder schönzureden. Der Grund liegt oft in der Angst, eine Beziehung zu verlieren – oder in der eigenen Bildungsgeschichte. 

Wer in der Kindheit gelernt hat, sich an die Stimmung anderer anzupassen, hat oft Schwierigkeiten, eigene Grenzen zu erkennen – geschweige denn zu verteidigen. 

Grenzüberschreitungen sind nicht immer auffällig: Auch subtile Missachtung, emotionale Manipulation oder ständiges Kleinreden deiner Gefühle sind Zeichen für toxische Muster. Es ist ein Unterschied, ob jemand dich wirklich sieht – oder dich nur so behandelt, wie es ihm oder ihr gerade passt.

Zum Beispiel: Dein Partner zieht sich nach jedem Streit zurück, antwortet stundenlang nicht auf Nachrichten und tut so, als sei nichts gewesen. Du lernst, dich selbst zu beruhigen – aber nicht, weil er dir Sicherheit gibt, sondern weil du dir seine Abwesenheit erträglich machen musst. 

 

Was hilft Grenzüberschreitungen wahrzunehmen und damit umzugehen?

  • Entwickle ein Gefühl für deine Grenzen: Was ist für dich nicht verhandelbar? 
  • Nimm deine innere Reaktion ernst: Unwohlsein ist ein Signal 
  • Hol dir eine neutrale Perspektive: Sprich mit einem Coach, einem:r Therapeut:in oder mit einer guten Freundin, der du vertraust

Wenn lernen möchtest bewusst und nachhaltig gesunde Grenzen zu setzen und anderen zu kommunizieren, dann ist vielleicht der Online-Kurs “Persönliche Abgrenzung” von Stefanie Stahl etwas für dich: Klicke hier und mache noch heute den ersten Schritt und werde dir deiner Bedürfnisse und Grenzen bewusst! 

 

Die 3-Sekunden-Regel – ein Tool zur Selbstüberprüfung

Wenn du nach einem Gespräch oder einer Begegnung regelmäßig mit einem schlechten Gefühl zurückbleibst, schau genauer hin. Was ist passiert – und wie wurde mit deinen Bedürfnissen umgegangen?

 

Bauchgefühl in Beziehungen – Nutze deine Intuition als Wegweiser

Viele Betroffene sagen rückblickend: “Ich hatte von Anfang an ein komisches Gefühl”.

Unser Bauchgefühl basiert auf unbewusster Mustererkennung. Es warnt uns, bevor der Verstand hinterherkommt. Doch gerade in toxischen Beziehungen zweifeln wir oft an dieser Intuition – etwa, weil sie uns von anderen ausgeredet wird (Stichwort: “Gaslighting”) oder weil unser innerer Kritiker besonders vorlaut ist. 

 

Psychologische Mechanismen, die dein Bauchgefühl beeinflussen

  • Vagusnerv und Hormone: Oxytocin kann Vertrauen fördern – auch, wenn es nicht gerechtfertigt ist.
  • Kindheitserfahrungen: Wer gelernt hat, Liebe mit Schmerz zu verbinden, verwechselt Verunsicherung mit Aufregung.
  • Kognitive Verzerrungen: Wir wollen an einer idealisierten Version des Partners festhalten – und ignorieren Warnsignale. 

 

Wie findet man heraus, ob man wirklich in Verbindung mit seiner Intuition ist? 

  • Schreibe eine Woche lang alle Situationen auf, in denen dein Bauch “Nein” gesagt hat, du aber “Ja” gesagt hast.
  • Führe ein Gesprächstagebuch: Was wurde gesagt? Wie hast du dich danach gefühlt? 
  • Setze dir Reminder: “Ich darf mir selbst glauben, auch wenn es andere nicht tun”. 

 

Toxische Beziehungsmuster erkennen – und durchbrechen

Toxische Beziehungsmuster wiederholen sich oft. Sie folgen bestimmten Skripten, die wir – meist unbewusst – aus unserer Herkunftsfamilie übernommen haben. 

 

Typische toxische Beziehungsmuster

  • Retter:in – Opfer – Täter:in (Drama-Dreieck)
  • Nähe – Rückzug (Bindungsangst vs. Verlustangst)
  • Idealisierung – Entwertung (Love Bombing & emotionaler Entzug)

Toxische Dynamiken entstehen oft aus ungelösten Kindheitsprägungen. Das Schattenkind sehnt sich nach Anerkennung – und landet immer wieder bei Menschen, die es kleinhalten. Es geht nicht um Schuld, sondern um Prägung. 

 

Tools zur Mustererkennung

  • Tagebuch schreiben: Welche Dynamik wiederholt sich? Wann war es in deinem Leben schon mal so? 
  • Innere Kind-Arbeit: Was hat dein Schattenkind erlebt – und wie sucht es heute noch nach Heilung? 
  • Die 3-Stufen-Analyse:
    1. Was passiert äußerlich?
    2. Was fühle ich innerlich?
    3. An welche frühere Situationen erinnert mich das?

 

Wie verändert man toxische Beziehungsmuster nachhaltig?

  • Selbstwertarbeit: Was bin ich mir wert, unabhängig vom Verhalten anderer?
  • Grenztraining: Wie sage ich freundlich, aber klar: Hier ist Schluss?
  • Systemwechsel: Neue Erfahrungen mit Menschen, die wirklich wohlwollend sind. 
  • Körperliche Verankerung: Wenn du neue Grenzen setzt – wie fühlt sich das im Körper an? 
  • Therapeutische Begleitung: Gerade tief verankerte Muster brauchen manchmal einen geschützten Rahmen zur Aufarbeitung. 

 

In der Stefanie Stahl Akademie bieten wir dir diverse Online-Kurse zu diesen Themen an, z.B. unseren Selbstwert-Kurs “Das Kind in dir muss Heimat finden”, “Wie finde ich den Richtigen/die Richtige?”, “Bindungsangst überwinden”, und viele mehr… Mit einem Kurs erhältst du zugang zur exklusiven Community der Stefanie Stahl Akademie, in der du dich austauschen, aber auch an Live-Gruppen-Sessions mit Psycholog:innen, Stefanie Stahl und Lukas Klaschinski teilnehmen kannst und in offenen Runden und einem geschützten Rahmen, deine Fragen stellen kannst. 

 

Fazit: Zwischen Ambivalenz und Klarheit – du darfst fühlen, was du fühlst

Nicht jede toxische Beziehung sieht toxisch aus. Und nicht jeder Mensch, der dich verletzt, meint es böse. Aber genau darum geht’s: Zu lernen, auf dich selbst zu hören. Auf dein Gefühl. Auf deinen Wert. 

Ambivalenz darf da sein – solange sie nicht dein Kompass ist. Lass sie eine Einladung sein, genauer hinzuschauen und dich selbst besser kennenzulernen. Und erinnere dich: Es ist kein Zeichen von Schwäche, Muster zu hinterfragen. Es ist ein Zeichen von Stärke, dich für gesündere Beziehungen zu entscheiden. 

 

Du willst tiefer eintauchen? – Steffis Empfehlungen

Hör dir eine Folge aus dem “Stahl aber herzlich”-Podcast an: “Emotionale Abhängigkeit – Was kann ich dagegen tun?” 

Vielleicht hast du auch Lust auf eine Folge “So bin ich eben”: “5 Anzeichen von Co-Abhängigkeit”

Oder du möchtest weiterlesen: “Wut als innere Kraft: So schützt du deinen Selbstwert”

Zusammengefasst

Was ist eine toxische Beziehung?

Eine Beziehung, die dauerhaft dein Selbstwertgefühl untergräbt, deine Grenzen missachtet oder dein Wohlbefinden einschränkt – emotional, psychisch oder sogar körperlich. 

Wie erkenne ich toxisches Verhalten, wenn es nicht offensichtlich ist? 

An deinem Gefühl. Wenn du regelmäßig zweifelst, dich klein fühlst oder dich emotional abhängig machst – schau genau hin. Toxisch heißt nicht immer laut. 

Kann eine toxische Beziehung auch unauffällig sein?

Ja. Es braucht keinen offensichtlichen Streit. Schweigen, emotionale Kälte, ständiges „Übersehenwerden“ können genauso toxisch wirken. 

Warum fällt es mir so schwer, mich zu lösen?

Weil emotionale Abhängigkeit oft mit alten Mustern verknüpft ist. Du hoffst auf das, was du als Kind nicht bekommen hast – und bleibst, obwohl du leidest. 

Wie kann ich lernen, gesunde Beziehungen zu führen?

Indem du dich selbst besser kennenlernst, dein Schattenkind verstehst und deinen Selbstwert stärkst. Beziehungen heilen nicht dein Schattenkind – aber du kannst lernen, dir selbst das zu geben, was du brauchst. 

Was hilft kurzfristig, wenn ich mitten in einer toxischen Beziehung stecke?

Sprich mit Menschen, denen du vertraust. Führe ein Beziehungstagebuch. Und erinnere dich: Du darfst Zweifel haben. Du darfst Hilfe holen. Und du darfst gehen. 

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Mutter und Kind umarmen sich im Schnee

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