Angst und Panik

Mikrotrauma verstehen: Wie kleine Verletzungen unsere Psyche prägen – und was wirklich hilft

Nicht jeder Schmerz ist augenscheinlich. Nicht jedes Trauma kündigt sich mit einem großen Knall an. Und nicht jede seelische Wunde hinterlässt sichtbare Spuren. Viele von uns tragen Verletzungen in sich, die kein Außenstehender jemals mitbekommen hat, weil sie unbemerkt passiert sind. In einem Nebensatz. Durch einen Blick. Durch ein “Jetzt stell dich nicht so an”. 

Mikrotrauma ist der psychologische Begriff für genau solche kleinen, oft übersehenen Verletzungen: ein wiederholtes Gefühl von Abwertung, Beschämung oder emotionale Vernachlässigung. Meist passieren Mikrotraumata in Beziehungen, die eigentlich sicher sein sollten. Besonders in der Kindheit, aber auch im späteren Leben, graben sich diese Erlebnisse tief ins Selbstbild ein. Und das, ohne dass wir sie immer klar benennen können.

Inhaltsverzeichnis

Mikrotrauma – Wenn das Leben nicht offensichtlich traumatisiert, sondern leise verletzt

Viele Menschen, die unter Selbstzweifeln, Beziehungsangst oder chronischer innerer Anspannung leiden, wissen nicht: Die Ursache liegt oft nicht in “großen” Traumata, sondern in vielen kleinen Mikroverletzungen, die sich über Jahre hinweg angesammelt haben. 

Dieser Artikel erklärt dir: 

  • Was Mikrotrauma eigentlich ist und warum es so häufig unterschätzt wird 
  • Welche psychologischen und neurologischen Mechanismen dahinterstehen
  • Wie sich Mikroverletzungen auf dein Selbstwertgefühl, deine Bindungsfähigkeit und deine emotionale Stabilität auswirken können
  • Und welche konkreten Methoden und Therapieansätze dir helfen, diese stillen Wunden zu erkennen und zu heilen

Denn: Veränderung beginnt mit dem Verstehen. Und Heilung mit dem Anerkennen dessen, was war. Auch wenn es scheinbar “gar nicht so schlimm” war. 

 

Was genau ist ein Mikrotrauma – und warum wird es so oft übersehen? 

Wenn wir das Wort “Trauma” hören, denken wir meist an große, einschneidende Ereignisse: Unfälle, Missbrauch, Naturkatastrophen, plötzliche Verluste. Situationen, die unser Leben in zwei Teile spalten – in ein “Davor” und ein “Danach”. Diese sogenannten Makrotraumata sind gut dokumentiert, medizinisch anerkannt und gesellschaftlich sichtbar. 

Doch was ist mit all den kleinen Momenten, die sich nicht wie ein Weltuntergang anfühlen, sondern wie eine schleichende Erosion unserer inneren Sicherheit? Ein abfälliger Blick. Ein sarkastischer Tonfall. Wiederholte Ignoranz. Das subtile Gefühl, nicht willkommen zu sein, falsch zu sein, zu viel zu sein. Erlebnisse, die kein Außenstehender als “dramatisch” bezeichnen würde und die doch eine seelische Tiefe berühren, die uns prägt. 

 

Definition: Mikrotrauma

Der Begriff Mikrotrauma beschreibt diese vielen kleinen seelischen Verletzungen, die häufig in zwischenmenschlichen Beziehungen entstehen. Besonders dann, wenn wir emotional abhängig oder vulnerabel sind. Es sind nicht die lauten Schläge, sondern die leisen Schnitte. Und sie treffen oft dort, wo wir am empfindlichsten sind: in unserer Bedürftigkeit nach Bindung, Anerkennung und Sicherheit. 

Unser inneres Kind braucht, um gesund zu wachsen, Verlässlichkeit, Resonanz und emotionale Nähe. Doch wenn es stattdessen mit wiederholter Ablehnung, Missachtung oder Überforderung konfrontiert wird, entwickelt es Überlebensstrategien: Anpassung, Rückzug, Kontrolle – Strategien, die später zu Beziehungsmustern und Selbstbildern werden, ohne dass uns bewusst ist, woher sie eigentlich kommen. 

Du möchtest dir deiner unbewussten Muster bewusst werden und sie nicht mehr ständig wiederholen? Dann klick hier und schau dir unseren Video-Kurs “Das Kind in dir muss Heimat finden an” – Stefanie Stahl begleitet dich Schritt für Schritt auf deinem Weg zu mehr innerer Stärke und Selbstwert.

 

Warum Mirkotraumata oft übersehen werden? 

  1. Sie wirken banal

Ein “Jetzt sei doch nicht so empfindlich” klingt harmlos. Aber wenn ein Kind das über Jahre hinweg immer wieder hört, verinnerlicht es: “Meine Gefühle sind nicht richtig”. Es lernt, sich selbst zu misstrauen – und stellt irgendwann die eigene Wahrnehmung infrage. 

 

  1. Es fehlt das Bewusstsein

Gesellschaftlich existiert kein klares Bild davon, was ein “echtes” Trauma ist. Mikrotraumata dagegen sind schwer messbar, nicht diagnostizierbar und werden daher oft bagatellisiert. Sätze wie “Stell dich nicht so an” oder “Das war doch nichts” verhindern, dass sich Betroffene ernst genommen fühlen – sogar von sich selbst. 

 

  1. Die Betroffenen selbst relativieren

Viele Menschen, die unter den Langzeitfolgen von Mikrotraumata leiden, schämen sich für ihre Gefühle. Sie glauben, “überreagieren” zu müssen oder “nicht belastbar” zu sein und versuchen oft über Jahre, sich zusammenzureißen, statt sich zu fragen, woher die ständige innere Unruhe oder das diffuse Minderwertigkeitsgefühl wirklich kommen. 

 

  1. Mikrotraumata sind kumulativ

Ein einzelner abwertender Kommentar ist nicht traumatisch. Aber wenn diese Kommentare über Jahre hinweg wiederkehren – von Bezugspersonen, denen wir eigentlich vertrauen wollten – entsteht eine innere Landschaft aus Unsicherheit, Selbstzweifeln und verdecktem Schmerz. Und genau das ist das Tückische: Die Verletzungen sind nicht offensichtlich, ihre WIrkung aber umso tiefgreifender. 

 

Mikrotrauma ≠ Makrotrauma – aber genauso ernst zu nehmen

Die aktuelle Forschung zeigt deutlich: Mikrotraumata können psychische Störungen ebenso auslösen wie große Traumata – vor allem, wenn sie unbeachtet bleiben. Der Unterschied liegt weniger in der Intensität eines einzelnen Erlebnisses als in der Wiederholung und dem Beziehungskontext, in dem es geschieht. 

Trauma ist nicht das, was dir jetzt passiert, sondern es ist das, was als Resultat dessen, was dir passiert ist, in deinem Inneren stattfindet” – Dr. Gabor Maté 

 

Mikrotrauma: Erste Anzeichen erkennen

Viele Menschen entdecken erst spät, dass sie Mikrotraumata erlebt haben. Typische Hinweise können sein: 

  • Du hast ständig Angst, etwas falsch zu machen oder “nicht genug” zu sein
  • Du fühlst dich oft angespannt, ohne einen klaren Grund
  • Du zweifelst an deiner Wahrnehmung – besonders in Beziehungen
  • Du gerätst immer wieder in ähnliche Konflikte oder Dynamiken
  • Du fühlst dich in sozialen Situationen oft “fehl am Platz” 

Wenn du dich in einem oder mehreren Punkten wiedererkannt, könnte das ein Zeichen dafür sein, dass dein inneres System alte Mikroverletzungen schützt, statt frei zu reagieren. 

 

Wie Mikrotrauma wirkt: Was dein Nervensystem mit emotionaler Sicherheit zu tun hat

Wenn du versuchst, mit dem Verstand zu erklären, warum du auf bestimmte Menschen oder Situationen übermäßig sensibel reagierst, kommst du oft nicht weiter. Du denkst vielleicht: “So schlimm ist das doch gar nicht”. Oder “Andere kriegen das doch auch hin”. Aber was du dabei übersiehst, ist nicht dein logisches Denken, sondern dein Nervensystem. Und das reagiert nicht auf Logik, sondern auf Gefahr. 

 

Was passiert bei Mikrotrauma in deinem Körper?

Die Neuropsychologie zeigt klar: Wiederholte emotionale Verletzungen hinterlassen Spuren, nicht nur in deinem Erleben, sondern auch in deinem biologischen System. 

  • Bei jeder Mikroverletzung, ob durch einen Blick, einen Kommentar oder eine ablehnende Haltung, schaltet dein System auf Alarm. 
  • Die Amygdala, dein “emotionales Frühwarnsystem”, meldet: “Achtung! Gefahr für Ablehnung, Gefahr für Wertverlust”. 
  • Dein Körper reagiert mit einer Stressreaktion: Puls steigt, Muskeln spannen sich an, der Atem wird flacher. 
  • Gleichzeitig wird das sogenannte limbische System aktiviert, das zuständig für die emotionale Erinnerung und den Selbstschutz ist.

Das bedeutet: Selbst wenn dein Kopf sagt: “Ist doch nicht so schlimm”, speichert dein Nervensystem: “Nicht sicher. Wieder verletzlich”. Und weil das Gehirn plastisch ist, das bedeutet formbar ist, entstehen aus diesen Reaktionen bahnbrechende Muster: Automatismen, die dich auch Jahre später noch in ähnlichen Situationen reagieren lassen. So entsteht emotionale Übererregung oder Rückzug – ohne, dass du bewusst verstehst, warum. 

 

Hebb’sche Regel: “What fires togehter, wires together”

Der Neuropsychologe Donald Hebb prägte den Satz: “What fires together, wires together”. Das bedeutet: Wenn bestimmte Erfahrungen immer wieder mit bestimmten Gefühle gekoppelt werden, vernetzen sich diese neuronalen Bahnen dauerhaft. So wird aus einem abwertenden Tonfall in deiner Kindheit ein inneres Muster:

“Wenn jemand genervt klingt → bin ich schuld → muss ich mich anpassen”. 

Diese Muster laufen nicht bewusst ab. Sie sind wie alte Drehbücher, die dein Körper schon aufschlägt, bevor dein Verstand mitreden kann. 

 

Emotionale Sicherheit: Ein Grundbedürfnis

Laut den psychologischen Grundbedürfnissen nach Klaus Grawe gehören zu unserem emotionalen Fundament: 

Wiederholte Mikrotraumata verletzen genau diese Bedürfnisse:

  • Du lernst: “Ich werde nicht gesehen”.
  • Du spürst: “Ich habe keinen Einfluss”
  • Du ziehst den Schluss: “Ich bin nicht gut genug”

All das führt zu einem Zustand von innerer Daueranspannung. Dein Körper ist im ständigen “Aushalten” – nicht im “Erleben”. Und genau das ist der Nährboden für Erschöpfung, chronischen Stress und emotionale Entkopplung. 

 

Was chronischer Stress mit dir macht

Langfristig führt die Aktivierung des Stresssystems zu:

  • Übererregung (z.B. innerer Unruhe, Reizbarkeit)
  • Erschöpfung (z.B. Schlafstörungen, Burnout)
  • Misstrauen (z.B. Schwierigkeiten, Nähe zuzulassen)
  • Selbstschutzstrategien (z.B. Überanpassung, Rückzug)
  • Perfektionismus (z.B. um bloß keine neue Kränkung zu erleben)

Psychologisch betrachtet ist das kein “komisches Verhalten”, sondern eine kluge Überlebensstrategie deines inneren Systems. Nur: Was dich früher geschützt hat, schränkt dich heute ein – emotional, sozial, körperlich. 

Wenn du lernen möchtest, wie du Stress nachhaltig löst und endlich mehr Entspannung in dein leben bringst – dann klick hier und schau dir Stefanie Stahls Video-Kurs “Stressbewältigung lernen” an. 

 

Warum Heilung über den Körper beginnt

Wenn Mikrotraumata tief im Nervensystem gespeichert sind, reicht es nicht, sie nur rational zu verstehen. Du brauchst körperbasierte Zugänge, um deine emotionale Sicherheit wiederherzustellen:

  • Achtsamkeit: Um deine innere Reaktion frühzeitig wahrzunehmen.
  • Atemtechniken: Um dein Nervensystem zu beruhigen.
  • Selbstregulation: Um in dir selbst Halt zu finden, wenn es außen wackelt.

“Veränderung beginnt nicht mit einem besseren Gedanken. Sondern mit dem Gefühl: “Ich bin sicher”” – Stefanie Stahl 

Und genau hier setzt der nächste Schritt an.

 

Wenn die Worte fehlen: Wie nonverbale Signale Mikrotraumata auslösen

Mikroverletzungen sind oftmals nicht offensichtlich. Sie kommen nicht mit einem Paukenschlag. Sondern mit einem Augenrollen, einem scharfen Tonfall, einem “Du übertreibst”, das nie ausgesprochen wurde, sondern nur in der Körpersprache oder Mimik zu lesen war. Und genau deshalb sind sie so schwer zu fassen. 

 

Warum das Unsichtbare so tief wirkt

Die Psychologie weiß heute: Nicht das Gesagt, sondern das Gemeinte formt unser emotionales Erleben. Und was gemeint ist, spüren wir oft zuerst über nonverbale Signale

  • Ein abwertender Blick.
  • Eine angespannte Kiefermuskulatur.
  • Ein ausweichender Blickkontakt.
  • Ein tonloses Schweigen in der Mitte eines Satzes.

All das sind Implikationen ohne Worte und sie wirken oft tiefer als explizite Aussagen. Warum? Weil unser Gehirn für soziale Gefahrensignale hochsensibel ist. Besonders, wenn wir früh gelernt haben, dass Zuwendung schwanken kann. 

Merke: Nicht das, was gesagt wurde, sondern wie es gesagt wurde, entscheidet, ob du dich sicher fühlst. 

 

Spiegelneurone und implizite Prägung

In der Neuropsychologie wird das über Spiegelneurone erklärt: Nervenzellen, die auf die Emotionen anderer reagieren, als wären sie unsere eigenen. So lernen Baby über Beobachtung. Und so erleben wir, auch als Erwachsene, emotionale Stimmungen in unserem Umfeld. 

Besonders Kinder, deren Bezugspersonen oft gereizt, genervt oder unbeteiligt waren, lernen unbewusst:

  • “Ich bin zu viel”.
  • “Ich bin nicht wichtig”.
  • “Ich muss mich anpassen”.

Und genau diese inneren Botschaften, obwohl sie nie ausgesprochen wurden, verankern sich tief im Selbstwert.

 

Mikrotrauma durch Mimik, Gestik, Tonfall

Ein paar typische Beispiele aus der Praxis: 

  • Ignorieren in Gesprächen: Du sagst etwas – keine Reaktion, kein Blickkontakt.
    Gefühl: “Ich bin unsichtbar”. 
  • Stirnrunzeln oder Augenrollen: Du teilst etwas Persönliches – dein Gegenüber verzieht das Gesicht.
    Gefühl: “Ich bin peinlich”.  
  • Kalter Tonfall: Sachlich, nüchtern, aber hart.
    Gefühl: “Ich darf keine Emotionen zeigen”.
  • Demonstratives Schweigen: Nach einem Konflikt wird nicht gesprochen.
    Gefühl: “Ich bin nicht der Rede wert”.
  • Wegdrehen im Gespräch: Du suchst Nähe, dein Gegenüber kehrt sich ab.
    Gefühl: “Ich bin nicht liebenswert”.

All das sind kleine Handlungen mit großer Wirkung. Besonders, wenn sie regelmäßig auftreten. 

 

Warum Mikrotraumata oft unbewusst bleiben

Das Gemeine: Nonverbale Mikroverletzungen wirken unbewusst, aber nachhaltig. Du erinnerst dich vielleicht nicht mehr an das eine Augenrollen deines Vaters, als du fünf warst. Aber du spürst noch heute, dass du dich in Gruppen schnell klein fühlst.

  • Weil dein System gelernt hat: “Halt dich lieber zurück, sonst wirst du wieder bloßgestellt”. 
  • Oder: “Zeig dich nicht zu sehr. Das ist gefährlich”. 

Und diese Regeln wirken weiter, wie stille Überzeugungen, die dein Verhalten steuern. Nicht aus Schwäche. Sondern aus erlernter Selbstsicherung. 

 

Wie du beginnst diese Dynamik zu durchbrechen

Der erste Schritt ist immer die Bewusstwerdung. Das bedeutet nicht, jede Geste zu analysieren. Sondern deine Reaktion ernst zu nehmen: 

  • Wann spürst du Unbehagen, obwohl niemand etwas gesagt hat? 
  • Wann reagierst du über, ohne genau zu wissen, warum? 
  • Welche Situationen erinnern dich an frühere Ohnmacht? 

Notiere dir typische Szenen – vielleicht im Alltag, vielleicht im Beruf oder in engen Beziehungen – und frage dich: 

Welche nonverbalen Botschaften könnte ich hier empfangen haben? 

Wenn du erkennst, dass deine Reaktionen nicht übertrieben, sondern berechtigt sind, beginnt Heilung. Nicht, weil sich die Vergangenheit ändert. Sondern weil du heute erkennst, was du damals gebraucht hättest. 

 

Wie du mit Mikrotrauma umgehen kannst und dein inneres Gleichgewicht wiederfindest

Vielleicht hast du dich in vielem wiedererkannt. Vielleicht ist da ein diffuses Gefühl von “Das bin ich…”. Aber was jetzt? Wie kannst du mit diesen unbewussten, oft alten Mikroverletzungen umgehen? Was hilft wirklich – psychologisch, praktisch nachhaltig? 

 

Nimm deine Reaktionen ernst, auch wenn andere das nie getan haben

Der erste und der wichtigste Schritt ist Anerkennung. Es klingt simpel, aber es ist revolutionär: “Es war nicht zu wenig, um zu verletzen. Es war genug, um Spuren zu hinterlassen”. 

Du darfst dir selbst glauben, auch wenn andere es nicht tun. Gerade Menschen mit vielen Mikrotraumata neigen dazu , sich selbst zu gaslighten: “So schlimm war’s ja nicht”. Doch dein System reagiert nicht auf Dramatik. Sondern auf Wiederholung. 

Schreibe deine Erinnerungen auf. Nicht in der Absicht, dich in der Vergangenheit zu verlieren, sondern um deine Geschichte zu kontextualisieren. 

Mehr über Gaslighting gibt es in diesem Blogbeitrag: Klicke hier um “Mini-Machtspiel oder emotionale Manipulation? 7 Anzeichen für verstecktes Gaslighting im Alltag” zu lesen.

 

Schaffe psychologische Sicherheit

Aus der Traumatherapie wissen wir: Veränderung geschieht nicht durch Druck, sondern durch Sicherheit. Darum ist ein inneres sicheres Zuhause so wichtig. Was du dafür brauchst: 

  • Routinen: Kleine Rituale (z.B. Journaling am Abend, achtsames Atmen morgens) geben deinem System Orientierung. 
  • Selbstmitgefühl: Sprich mit dir selbst wie mit deinem jüngeren Ich. Verständnis statt Härte.
  • Körpersignale beachten: Wo spürst du Anspannung, Wut, Ohnmacht? Dein Körper kennt oft die Antwort, bevor du es kognitiv verstehst. 

Tipp: Stelle dir die Frage – “Was hätte ich damals gebraucht?” und gib dir heute das, was du gebraucht hättest. 

Gebe dir selbst ein sicheres inneres Zuhause und mache heute den ersten Schritt z.B. mit unserem Video-Kurs “Das Kind in dir muss Heimat finden”: Klicke hier und lerne deine Prägungen und Muster zu lösen, um dir endlich die Sicherheit und das Selbstmitgefühl zu geben, die du verdient hast. 

 

Grenzen setzen lernen – auch gegen subtile Übergriffe

Mikrotraumata entstehen oft dort, wo deine Grenzen wieder und wieder ignoriert wurden. Deswegen ist es umso wichtiger, sie heute bewusst zu ziehen – selbst (oder gerade) bei kleinen Dingen. 

Ein Nein zu jemand anderem kann ein Ja zu dir selbst sein. Übe, freundlich aber bestimmt zu sagen: 

  • “So möchte ich nicht angesprochen werden”.
  • “Ich merke, das tut mir nicht gut”. 
  • “Ich brauche etwas Abstand”. 

Und denk daran: Du musst dich nicht rechtfertigen. Deine Grenze ist gerechtfertigt, wenn du sie spürst. 

Möchtest du lernen, bewusst Grenzen zu setzen und deine Bedürfnisse endlich wahrzunehmen? Dann klicke hier und schau dir unseren Video-Kurs “Persönliche Abgrenzung” in der Stefanie Stahl Akademie an. 

 

Alte Muster erkennen und neue Beziehungserfahrungen machen

Viele Mikroverletzungen haben sich in Bindungsmustern verankert. Du wiederholst heute oft das, was du früher erlebt hast – nicht, weil du willst, sondern weil dein Nervensystem in Vertrautheit Schutz sucht. 

Die gute Nachricht: Das lässt sich verändern. Psychologisch spricht man hier von “korrektiven Beziehungserfahrungen”. 

Das können sein: 

  • Gespräche mit einem Therapeuten, in denen du dich sicher und gesehen fühlst.
  • Freundschaften, in denen du dich zeigst – ohne dafür bewertete zu werden.
  • Beziehungen, in denen Nähe nicht mit Schmerz verknüpft ist.

Diese neue Erfahrungen können dein System “umprogrammieren” – langsam, aber langfristig und nachhaltig. 

 

Hol dir professionelle Unterstützung: Du musst da nicht allein durch

Gerade wenn Mikrotraumata sich über Jahre oder Jahrzehnte aufgebaut haben, ist psychologische Unterstützung sinnvoll. Besonders hilfreich können sein:

Eine Therapie ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Selbstverantwortung. Du darfst dir helfen lassen. 

 

Fazit: Mikrotrauma ernst nehmen und endlich heilen

Mikrotraumata sind nicht klein. Sie sind einfach nur nicht so augenscheinlich. Und nur weil sie nicht sichtbar sind, sind sie nicht weniger schmerzhaft.

Wenn du dich in vielem wiederfindest – in der ständigen Anpassung, dem überangepassten Verhalten, der Angst vor Ablehnung oder dem Gefühl von “nicht gut genug sein” – dann bist du nicht überempfindlich, sondern betroffen. Und das bedeutet: Du darfst dich auf den Weg machen. 

Heilung beginnt nicht mit dem Vergessen von Traumata, sondern mit dem Verstehen von Traumata. Und dem bewussten Entschluss: “Ich bin bereit, mich selbst ernst zu nehmen”. 

Du bist nicht schuld an dem, was dir passiert ist. Aber du bist verantwortlich dafür, wie du heute damit umgehst. In dir liegt die Kraft, neue Erfahrungen zu machen, Grenzen zu setzen und ein inneres Zuhause zu bauen, das sicher ist – ganz gleich, wie laut oder leise die Welt draußen ist. 

 

Du willst tiefer eintauchen? Steffis Empfehlungen

Du willst wissen woran du erkennst, dass du traumatisiert bist? Dann klicke hier und höre dir die “So bin ich eben”-Podcastfolge “Woran erkenne ich, dass ich traumatisiert bin?” mit der Traumatherapeutin und Bestsellerautorin Verena König an. 

Oder lies weiter: “Toxisch heißt nicht immer böse – Wie du ungesunde Dynamiken in Beziehungen erkennst”

Vielleicht hast du auch Lust auf einen Video-Kurs um deine Prägungen aufzuarbeiten und tiefgreifend zu verstehen: Dann klicke hier und schau dir unseren Bestseller-Kurs “Das Kind in dir muss Heimat finden” an. 

 

Übung für dich: Die “Innere Erlaubnis” zum Fühlen

Diese Übung stammt aus der Inneren-Kind-Arbeit und kann dir helfen, Mikroverletzungen zu würdigen und emotional zu integrieren.

Du wirst:

  • Zugang zu alten Gefühlen bekommen – ohne dich zu überfordern.
  • Deinem System Sicherheit und Entlastung geben.
  • Erste Korrekturerfahrungen schaffen. 

 

Schritt 1: Einen sicheren Raum schaffen

Setze dich an einen ruhigen Ort, an dem du ein paar Minuten ungestört bist. Lege deine Hände auf dein Herz oder deinen Bauch. Atme ein paar Mal tief ein und aus. Sag innerlich:

“Ich bin jetzt bei mir: Und alles, was kommt, darf da sein”. 

 

Schritt 2: Stell dir dein jüngeres Selbst vor

Rufe ein Bild in dir wach: Du als Kind, vielleicht zwischen 4 und 10 Jahren. Stell dir vor, dieses Kind sitzt dir gegenüber. Wie schaut es dich an? Wie wirkt es? Was braucht es gerade?

Vielleicht ist es traurig, angespannt, wütend oder unsicher.

Sage zu ihm: 

“Ich sehe dich. Und du darfst dich so fühlen, wie du dich fühlst”. 

 

Schritt 3: Finde einen Satz, der die alte Verletzung beschreibt

Frage dich: 

  • Was hat sich damals wieder und wieder falsch angefühlt?
  • Welcher Satz beschreibt diese Erfahrung?

Zum Beispiel: 

  • “Ich darf keine Fehler machen”.
  • “Ich bin nur liebenswert, wenn ich funktioniere”.
  • “Meine Bedürfnisse interessieren niemanden”. 

 

Schritt 4: Gib deinem jüngeren Ich eine neue Botschaft

Wähle jetzt einen neuen Satz – als sichere, erwachsene Instanz. Zum Beispiel:

  • “Ich darf Fehler machen und bleibe trotzdem wertvoll”. 
  • “Ich bin gut genug – einfach weil ich da bin”.
  • “Meine Gefühle sind wichtig”.

Sprich diesen Satz innerlich mehrmals ganz bewusst aus. Atme tief. Spüre, wie er sich im Körper anfühlt. 

 

Schritt 5: Nachspüren & integrieren

Bleib noch ein paar Minuten mit dem Gefühl verbunden – auch wenn es leise oder schwer greifbar ist. Du musst nichts “lösen”. Nur würdigen, was da ist. 

Wenn du möchtest schreibe nach der Übung ein paar Zeilen in dein Tagebuch:

  • Was hat mich berührt?
  • Welche Botschaft möchte ich mir öfter sagen?
  • Was war heute der wichtigste Moment für mein inneres Kind?

 

Tipp: Wiederhole diese Übung regelmäßig – gerade an Tagen, an denen du dich abgelehnt, überfordert oder “klein” fühlst. SIe kann dein inneres System langsam neu strukturieren – sicher, sanft und kraftvoll. 

Zusammengefasst

Woran erkenne ich, ob ich von Mikrotrauma betroffen bin? 

Ein einzelnes Ereignis ist selten ausschlaggebend, es ist eher die Summe wiederholter, subtiler Kränkungen. Hinweise können sein: 

  • Du fühlst dich oft überfordert oder erschöpft – ohne “klaren” Grund.
  • Du reagierst in Beziehungen überangepasst, ängstlich oder misstrauisch.
  • Kritik triggert dich stark – auch wenn sie sachlich formuliert ist.
  • Du hast das Gefühl, nie “genug” zu sein – egal, wie sehr du dich bemühst.

Besonders deutlich wird es oft in stressigen oder nahen Beziehungen: Dein System reagiert dann mit alten Schutzmechanismen, obwohl du es besser weißt. 

Was unterscheidet Mikrotraumata von normalen Kränkungen oder Stress?

Der Unterschied liegt in der Wiederholung und dem Kontext. Mikrotraumata entstehen nicht durch ein einzelnes blödes Gespräch, sondern durch ein dauerhaftes Klima, subtiler Abwertung oder Ignoranz. Und besonders dann, wenn du dich in der Beziehung machtlos fühlst oder abhängig bist (z.B. Kind-Eltern-Verhältnis, Chef-Angestellte, toxische Partnerschaft).

Mikrotraumata sind wie kleine Risse in einer Wand: Einer allein macht noch nichts, aber viele zusammen können das ganze System instabil machen. 

Kann man Mikrotrauma wirklich aufarbeiten – auch wenn es “unsichtbar” war? 

Ja, absolut. Auch wenn Mikrotraumata oft diffus erscheinen, sind die Folgen sehr real. Der Schlüssel liegt in der achtsamen Rückverbindung zu deinem inneren Erleben.

Psychologisch bewährte wege sind:

  • Therapeutische Beziehungserfahrungen, z.B. in der Schematherapie oder Traumatherapie.
  • Selbstempathie und Körperarbeit, um dich selbst wieder als sicher zu erleben.
  • Neue Beziehungsmuster, die dein inneres Sicherheitssystem langsam “umpolen”.

Wichtig: Es braucht keine dramatische Konfrontation mit der Vergangenheit. Oft reicht es, wenn du heute lernst, dich ernst zu nehmen – Stück für Stück. 

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