Selbstwert

Was ist die Knowing-Doing Gap?

“Ich weiß doch eigentlich, was mir guttun würde – warum kriege ich es trotzdem nicht hin?” Wenn du dir diese Frage stellst, bist du nicht allein. Viele Menschen erleben genau dieses Dilemma: Sie wissen, was sie brauchen, was ihnen schadet oder welche Schritte hilfreich wären, aber sie kommen trotzdem nicht ins Handeln.

Die Psychologie spricht in diesem Fall von der Knowing-Doing Gap – einer inneren Kluft zwischen Erkenntnis und Umsetzung. Und diese Lücke entsteht nicht, weil du faul, undiszipliniert oder unwillig bist. Sondern weil tiefere psychologische mechanismen am Werk sind: alte Muster, unbewusste Ängste oder schlichtweg das Gefühl, nicht ins Tun zu kommen. 

In diesem Beitrag erfährst du, was psychologisch hinter der Knowing-Doing Gap steckt, warum dein Wissen dich manchmal sogar blockiert und wie du erste Schritte in Richtung Selbstwirksamkeit gehen kannst. Vielleicht erkennst du dich beim lesen wieder. Und genau das ist der erste Schritt: zu verstehen, was dich hemmt – und was dir helfen kann, dich selbst wieder in Bewegung zu setzen. 

Inhaltsverzeichnis

Was genau ist die Knowing-Doing Gap? – Der psychologische Blick hinter das Umsetzungsmuster

Die Knowing-Doing Gap ist kein Zeichen von Faulheit oder fehlender Motivation. Sie beschreibt ein inneres Spannungsfeld: Auf der einen Seite weißt du, was dir guttun würde – auf der anderen Seite schaffst du es nicht, danach zu handeln. Zwischen Wissen und Handeln liegt eine unsichtbare Blockade. 

Viele Menschen erleben genau das: Sie lesen kluge Bücher, kennen hilfreiche Tools, verstehen ihre Muster – aber wenn es darauf ankommt, bleiben sie doch in alten Gewohnheiten stecken. Das frustriert, nagt am Selbstwert – und macht Veränderung scheinbar unerreichbar. 

Psychologisch betrachtet ist die Knowing-Doing Gap ein Zusammenspiel aus kognitiven Verzerrungen, emotionalen Widerständen und eingefahren Verhaltensmustern. Angst vor Veränderung, die Suche nach Sicherheit im Altbekannten oder das diffuse Gefühl, nicht “bereit genug” zu sein, verhindern, dass neues Wissen wirklich integriert wird.

“Was wir fühlen, entscheidet oft stärker über unser Verhalten als das, was wir wissen”.
– Stefanie Stahl, “Das Kind in dir muss Heimat finden”

Typisch ist auch ein innerer Widerspruch: Du hast gute Vorsätze, vielleicht sogar einen Plan – aber wenn der Moment kommt, ziehst du dich zurück oder lässt dich von deinem inneren Saboteur ablenken. Diese Kluft zwischen Erkenntnis und Umsetzung ist Ausdruck eines ungelösten inneren Konflikts. Dahinter stecken oft tief verankerte Muster: das Bedürfnis nach Kontrolle, die Angst zu versagen, der Wunsch, gemocht zu werden. All das kann verhindern, dass du dir erlaubst, ins Handeln zu kommen – selbst wenn du theoretisch weißt, was dir helfen würde. 

Wenn dir jedoch die Motivation fehlt, um ins Tun zu kommen, empfehlen wir dir unseren Artikel “Antriebslosigkeit im Alltag: 5 kleine Schritte, die dich wieder ins Handeln bringen” zu lesen.

Warum wir nicht tun, was wir wissen

Wissen allein reicht nicht. Viele Menschen verstehen ganz genau, was ihnen guttun würde – und doch handeln sie nicht danach. Stattdessen bleiben sie in alten Routinen, treffen wieder und wieder dieselben Entscheidungen oder schieben wichtige Veränderungen vor sich her.

Psychologisch betrachtet liegt dieser Stillstand selten an fehlender Disziplin oder Motivation – sondern oft an tief verwurzelten inneren Dynamiken:

Moodbild von einem Mann, der verzweifelt vor dem Laptop und To Do Listen und Büchern am Schreibtisch sitzt und sich fragt was die Ursachen der Knowing-Doing Gap sind – Neben ihm ist eine Liste mit den typischen Ursachen der Knowing-Doing Gap: 1. Kognitive Dissonanz: Das Missverhältnis zwischen Wissen und Handeln erzeugt ein unangenehmes Gefühl, das häufig durch Rationalisierung überdeckt wird; 2. Emotionale Blockaden: Angst, Unsicherheit oder Bequemlichkeit führen dazu, dass Wissen nicht umgesetzt wird; 3. Gewohnheiten und Routinen: Eingefahrene Muster hindern uns daran, neues Wissen aktiv einzusetzen; 4. Mangel an Selbstwirksamkeit: Das Gefühl, die Umsetzung sei zu schwer oder nicht kontrollierbar; 5. Soziale oder organisationale Einflüsse: Gruppenzwang, fehlende Unterstützung oder destruktive Unternehmenskultur können die Umsetzung verhindern.

Kognitive Verzerrungen – Wenn der Verstand ausweicht

Unser Gehirn liebt Verlässlichkeit. Neue Informationen werden oft mit alten Erfahrungen abgeglichen – und wenn sie nicht ins bestehende Weltbild passen, blenden wir sie unbewusst aus. So wirken zum Beispiel: 

  • Bestätigungsfehler: Wir suchen vor allem nach dem, was unsere bisherigen Überzeugungen stützt – nicht nach dem, was Veränderung auslösen würde.
  • Status-quo-Verzerrung: Alles bleibt lieber beim Alten, selbst wenn das Neue sinnvoll wäre. 
  • Unterlassungseffekt: Nicht-Handeln fühlt sich sicherer an als der erste Schritt ins Unbekannte.

“Unsere alten Programme wirken bis in die kleinsten deiner Handlungen hinein – weil sie bislang deine Realität konstruiert haben”.
– Stefanie Stahl, “Das Kind in dir muss Heimat finden”

Wenn du merkst, dass dich diese Dynamiken begleiten und dein Selbstbild beeinflussen, dann lies unseren Gastbeitrag auf dem Zurecht Psychologie Blog:  “Knowing-Doing Gap und Selbstwert – Warum du nicht ins Handeln kommst (Gastbeitrag: Stefanie Stahl Akademie)”.

Emotionale Blockaden – Angst, Unsicherheit und Selbstzweifel

Angst vor Fehlern, Angst vor Ablehnung, Angst, nicht gut genug zu sein – all das wirkt oft stärker als das klarste Wissen. Diese Ängste stammen selten aus der Gegenwart. Viel häufiger entspringen sie alten Prägungen, die unser inneres Kind mit sich trägst. Dann sabotieren wir uns selbst, bevor wir überhaupt angefangen haben.

Ein häufiger Gedanke: “Vom Kopf her ist mir alles klar – aber ich krieg’s einfach nicht hin!” Hier meldet sich das Schattenkind mit seinen Schutzstrategien – zum Beispiel durch Rückzug, Aufschieben oder Perfektionismus. Um mit deinem Schattenkind in Verbindung zu treten höre dir gerne die Schattenkind-Trance von Stefanie Stahl auf YouTube an.

Gewohnheiten und innere Programme

Viele Handlungen laufen automatisch ab – und das ist auch gut so. Aber wenn wir neue Gewohnheiten etablieren wollen, braucht es mehr als Wissen: Es braucht Bewusstheit, Wiederholung und emotionale Sicherheit. Denn Veränderung fühlt sich oft unsicher an – selbst dann, wenn wir sie uns wünschen.

Soziale Einflüsse – Gruppendruck und Anpassung

In vielen Organisationen, Familien oder Freundeskreisen zählt oft, was gesagt wird – nicht was getan wird. Mutige Schritte, neue Ideen oder Veränderungen stoßen schnell auf Kritik oder Ablehnung. Und bevor wir auffallen, bleiben wir lieber still – obwohl wir es besser wissen. 

Die Knowing-Doing Gap im Alltag

Viele denken, sie müssten einfach nur mehr wissen, um endlich etwas zu verändern. Doch meist fehlt nicht das Wissen, sondern die Umsetzung. Und das zeigt sich nirgends deutlicher als im Alltag.

Verhaltensmuster, Routinen und emotionale Automatismen überlagern oft die besten Erkenntnisse. Denn unser inneres Kind ist nicht an Fakten interessiert, sondern an Sicherheit, Vermeidung und kurzfristigem Wohlbefinden.

Ernährung – Wenn Trost wichtiger ist als Gesundheit

Wir wissen: Gemüse ist besser als Chips. Weniger Zucker tut uns gut. Und trotzdem greifen wir abends zur Tüte Gummibärchen oder zur dritten Portion Pasta. Warum? Weil Essen nicht nur Nährstoff ist, sondern Trost, Gewohnheit oder Belohnung. Und diese emotionalen Verknüpfungen sind oft stärker als jede rationale Entscheidung. 

Wenn du dich dafür interessiert, wie sich Essen auf dein psychisches Wohlbefinden auswirkt, empfehlen wir dir die “So bin ich eben”-Folge “Die 5 Ernährungstricks – Wie Essen auf deine Psyche wirkt (mit Dr. Yael Adler)” anzuhören.

Konfliktvermeidung – Harmonie statt Klarheit

Viele spüren in Konfliktsituationen: “Ich sollte das ansprechen” – und machen es dann doch nicht. Aus Angst, als unbequem zu gelten. Aus Sorge, jemanden zu verletzen. Oder weil wir nicht gelernt haben, dass Nähe auch mit ehrlichen Konflikten bestehen bleibt.  So bleibt das, was gesagt werden müsste, wieder unausgesprochen – obwohl du längst weißt, wie wichtig Klarheit wäre.

Routinen – Bewegung in der Theorie

Bewegung stärkt Körper und Psyche. Und trotzdem bleibt die Joggingrunde im Kalender einfach nur ein guter Vorsatz. Der innere Schweinehund ist nicht faul – er schützt dich. Vielleicht vor Überforderung, vielleicht vor dem Gefühl, wieder zu scheitern. Deshalb braucht es nicht nur einen Fitnessplan, sondern auch die innere Erlaubnis, in Bewegung zu kommen.

Nachhaltigkeit – Wissen allein ändert kein Verhalten

Du weißt, dass du regional einkaufen, öfter Bahn fahren oder weniger Plastik nutzen solltest. Aber es ist unbequem, auf Altes zu verzichten. Und solange du dich nicht emotional als Teil der Lösung fühlst, bleibt nachhaltiges Handeln oft Wunschdenken. 

Raus aus der Knowing-Doing Gap!

Du bist nicht undiszipliniert – du bist blockiert! Viele Menschen halten sich für faul, unstrukturiert oder disziplinlos – dabei sind sie in Wahrheit vor allem eins: emotional blockiert. Der Unterschied mag klein wirken, ist aber entscheidend. Denn du brauchst nicht mehr Disziplin, du brauchst ein besseres Verständnis von dir selbst. 

Selbstbeobachtung statt Selbstverurteilung

Bevor du dich für dein “Nichtstun” verurteilst, frag dich: 

  • Weißt du wirklich, was gut für dich wäre?
  • Und machst du es trotzdem nicht – immer weider?
  • Tauchst du ab, wenn du dich entscheiden solltest?
  • Machst du dir Vorwürfe, statt das Muster zu erkennen?

Diese Fragen sind nicht dazu da dir Selbstvorwürfe zu machen, sondern eine Einladung an dich: Schau liebevoll hin, wo dein inneres System noch im Schutzmodus ist. 

Dein Verhalten folgt alten Programmen – nicht deinem Wissen

Viele Umsetzungslücken entstehen nicht, weil dir etwas fehlt – sondern weil dein Nervensystem auf Sicherheit und Komfortzone gepolt ist. Neue Routinen, Veränderungen oder Konfrontationen wirken emotional bedrohlich. Deshalb meldet sich dein inneres System mit Widerstand – auch wenn dein Verstand längst grünes Licht gegeben hat. 

  • Statt: “Ich müsste endlich…” → Frag dich: “Was hält mich (noch) zurück?”
  • Statt: “Ich schaffe das nie!” → Erinnere dich: “Ich darf klein anfangen”.

Mini-Schritte statt Mega-Ziele

Veränderung beginnt im Alltag. Nicht in der Zukunft und auch nicht erst, wenn du den perfekten Plan hast.

Erste Interventionen könnten sein:

  • Einmal täglich bewusst entscheiden: “Was ist heute ein kleiner Schritt?” 
  • Deinen Fortschritt sichtbar machen – z.B. durch Notizen oder Tagebucheinträge
  • Eine Person einweihen, die dich freundlich erinnert und unterstützt – ohne Druck
  • Verteile Post-its in der Wohnung, um sichtbare Erinnerungen zu schaffen

Deine Umsetzungshilfe

Um dich noch mehr aus dem Weg raus aus der Knowing-Doing Gap zu unterstützen, haben wir hier eine Liste mit sechs kleinen, leicht umsetzbaren Maßnahmen für dich, die dir dabei helfen, die Umsetzungslücke zu überwinden:

Grafik mit dem Titel “Raus aus der Knowing-Doing Gap! 6 kleine Maßnahmen”. Aufgelistet sind kleine, leicht umsetzbare Maßnahmen, um die Knowing-Doing Gap zu schließen wie Ziele konkret und klein formulieren, sichtbare Erinnerungen schaffen, schnelle Erfolgserlebnisse einplanen, Routinen in feste Zeitfenster einplanen, Selbstbeobachtung durch Dokumentation und Reflektion stärken, soziale Unterstützung einholen.

Fazit – Die Knowing-Doing Gap überwinden

Die Knowing-Doing Gap ist kein Zeichen von Schwäche – sie ist ein psychologisches Schutzprogramm. Sie zeigt sich überall dort, wo du eigentlich weißt, was dir guttun würde, aber trotzdem nicht ins Handlen kommst. Und das liegt nicht an Disziplin oder Intelligenz, sondern an inneren Blockaden: alten Mustern, emotionalen Vermeidungsstrategien und einem System, das auf Sicherheit programmiert ist.

Das Entscheidende ist: Du darfst liebevoll hinschauen. Statt dich selbst zu kritisieren, kannst du beginnen dein Verhalten zu verstehen. Denn nur wer erkennt, was ihn innerlich bremst, kann neue Wege gehen. Veränderung beginnt nicht mit einem perfekten Plan – sondern mit einem kleinen, ehrlichen Schritt. 

Im Video-Kurs “Das Kind in dir muss Heimat finden” nimmt dich Stefanie Stahl an die Hand und hilft dir Schritt für Schritt Wissen in aktives Handeln zu verwandeln und dabei deinen Selbstwert nachhaltig zu stärken.

Lies jetzt auf dem Zurecht Psychologie Blog weiter: “Knowing-Doing Gap und Selbstwert – Warum du nicht ins Handeln kommst (Gastbeitrag: Stefanie Stahl Akademie)”.

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Zusammengefasst

Was bedeutet “Knowing-Doing Gap” eigentlich?

Die Knowing-Doing Gap beschreibt die Lücke zwischen dem, was wir wissen – und dem, was wir tatsächlich tun. Obwohl wir oft genau wissen, was uns guttun würde, setzen wir es im Alltag nicht um. Der Grund dafür liegt meist nicht im Wissen selbst, sondern in psychologischen Blockaden wie Angst, Trägheit oder innerer Unsicherheit.

Warum setze ich mein Wissen nicht um, obwohl ich genau weiß, was mir hilft?

Weil unser Verhalten nicht nur vom Verstand gesteuert wird, sondern stark von Gefühlen, Gewohnheiten und unbewussten Schutzstrategien. Angst vor Veränderung, mangelnde Selbstwirksamkeit oder die Sorge, zu scheitern, halten uns zurück. Es geht also nicht um Willensschwäche, sondern um innere Muster.

Welche Rolle spielen Emotionen bei der Knowing-Doing Gap?

Emotionen sind oft die heimlichen Entscheidungsträger: Angst, Überforderung oder Unsicherheit verhindern, dass wir ins Tun kommen. Gleichzeitig erzählen wir uns “vernünftige” Gründe, warum es gerade nicht passt – das schützt kurzfristig, blockiert aber langfristige Entwicklung. 

Woran erkenne ich die Knowing-Doing Gap im Alltag?

Typische Anzeichen sind: Du schiebst Dinge immer wieder auf, obwohl du genau weißt, dass sie dir guttun würden. Du planst viel, setzt aber wenig um. Oder du fühlst dich regelmäßig schuldig oder frustriert, weil du deine eigenen Vorsätze nicht einhältst. All das kann auf eine Knowing-Doing Gap hinweisen.

Was kann ich tun um die Knowing-Doing Gap zu überwinden?

Starte mit kleinen, konkreten Schritten. Statt große Veränderungen zu erzwingen, hilft es, Routinen zu etablieren, Emotionen ernst zu nehmen und sich selbst freundlich zu beobachten. Sichtbare Mini-Erfolge stärken dein Gefühl von Selbstwirksamkeit – und genau das ist der Schlüssel zur Veränderung.

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